Am 04.11.2025 lud die Wettbewerbszentrale zur zweiten Auflage der Konferenz „Wettbewerb, Nachhaltigkeit & Recht“ nach Frankfurt am Main. Die Veranstaltung bot erneut ein abwechslungsreiches Programm mit Einblicken aus Recht und Praxis. Im Mittelpunkt standen aktuelle Entwicklungen rund um die EmpCo-Richtlinie, Fragen der Nachhaltigkeitskommunikation sowie die praktische Umsetzung rechtlicher Anforderungen in Unternehmen.
Spannungsfeld zwischen Regulierung und Kommunikation
Zum Auftakt zeigte Lena Meinders (AFC Consulting Group), wie vielfältig die Verantwortung für Nachhaltigkeitskommunikation in Unternehmen verteilt ist. Anhand praktischer Beispiele verdeutlichte sie, welche Managementbereiche eingebunden sind und wie eine effektive Risikoanalyse gelingen kann. Dabei wurde deutlich, dass Nachhaltigkeitskommunikation längst zu einer Querschnittsaufgabe geworden ist, die strategische, rechtliche und operative Aspekte verbindet.
EmpCo-Richtlinie im Fokus
Ein zentrales Thema des Vormittags war die EmpCo-Richtlinie, die in ihrer deutschen Umsetzung ab September 2026 neue Vorgaben für die Werbung mit Umwelt-Claims bringen wird. Die Regelung beschäftigt schon jetzt viele Unternehmen, da sie weitreichende Auswirkungen auf Marketingstrategien und Markenkommunikation haben wird.
Christina Kufer von der Rechtsanwaltskanzlei Fieldfisher stellte praxisnah die neuen Tatbestände der „schwarzen Liste“ vor, die künftig unlautere Umweltwerbung konkretisieren sollen. Simone Gärtner (AöL e.V.) beleuchtete die besonderen Herausforderungen der Bio-Branche und zeigte, wo biologische Zertifizierungen an ihre kommunikativen Grenzen stoßen. Dr. Daniel Kendziur (SKW Schwarz) ergänzte die Diskussion um die markenrechtliche Perspektive: Marken als Träger von Umweltaussagen könnten künftig ebenfalls unter die Definition der EmpCo-Richtlinie fallen – ein Aspekt, der in der Praxis erhebliche Folgen haben dürfte.
Unternehmenspraxis im Wandel
Nach der Mittagspause führte RA Michael Wiedmann (HWCL Compliance & Legal) durch die vielschichtige Welt der europäischen Gesetzgebung. Unter dem Titel „EU-Omnibus – auf welcher Fahrt befinden wir uns?“ veranschaulichte er, wie sich derzeit gleich mehrere Rechtsinitiativen überlagern – ein Sinnbild für die Komplexität der europäischen Regulierungslandschaft.
Wie Unternehmen Nachhaltigkeit in der Praxis umsetzen, zeigten anschließend zwei eindrucksvolle Beispiele:
Christian Rasch, Badische Staatsbrauerei Rothaus AG, berichtete von den konkreten Schritten seines Unternehmens auf dem Weg zur Klimapositivität 2030. Denise Kühn-Rittirsch (Andreas STIHL AG & Co. KG) schilderte, wie regulatorische Unsicherheiten intern adressiert werden und welche Rolle unternehmensweite Verantwortung bei der Umsetzung spielt.
Den Abschluss der Konferenz bildete der Vortrag von Jürgen Bruder (TÜV Hessen). Er zeigte auf, welche Bedeutung Verbrauchervertrauen für den Erfolg nachhaltiger Kommunikation hat und wie rechtliche Standards dazu beitragen können, Glaubwürdigkeit und Transparenz zu stärken.
Die diesjährige Konferenz machte deutlich: Nachhaltigkeit bleibt ein zentrales Wettbewerbsthema, das zunehmend von Regulierung und Transparenzanforderungen geprägt wird. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, rechtssicher, glaubwürdig und zugleich wirksam zu kommunizieren.
Um die juristische Diskussion weiter voranzutreiben und zu begleiten, wird die Wettbewerbszentrale auch im Herbst des kommenden Jahres eine entsprechende Konferenz veranstalten. Eine Terminankündigung wird in Kürze folgen.
as
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