Am 21. Mai 2025 lud die Wettbewerbszentrale erneut zur großen Jahrestagung ins Bad Homburger Kurhaus ein. Im Mittelpunkt der Vortragsteile standen Zukunftsperspektiven. Einerseits beschäftigten sich Vorträge unserer Gäste mit technologischen Entwicklungen von KI bis Quanten-Computing, andererseits mit dem Marketing der Zukunft und dem zukünftigen Regelwerk im Wettbewerbsrecht und darüber hinaus.
Rund 160 Teilnehmende begrüßte zunächst der Präsident der Wettbewerbszentrale Friedrich Neukirch, ehe Prof. Dr. Holger Schmidt daran appellierte, dass Künstliche Intelligenz (KI) nicht nur Märkte und Geschäftsmodelle verändere, sondern zunehmend auch in traditionelle Berufsfelder eingreife – KI sei eine Jahrhundertchance. In seinem Vortrag zeigte Herr Schmidt auf, wie besonders juristische Dienstleistungen durch innovative Anbieter unter Druck geraten. Die disruptive Kraft von Technologien erzwinge ein Umdenken hinsichtlich der Offenheit gegenüber technologischen Entwicklungen, auch im Rechtswesen.
Recht der Zukunft
Prof. Dr. Meinrad Dreher, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, attestierte dem europäischen Projekt ein Übermaß an Regulierung und Bürokratie. Die empfohlene Therapie: Komplexität sei zu reduzieren, Regeln stärker an Prinzipien, weniger an sehr speziellen Einzelfällen auszurichten. Mit eindrucksvollen Zahlen unterstrich er, welchen Umfang vor allem das Tertiärrecht und das Softlaw der zahlreichen EU-Agenturen bisweilen annehmen. Sein Fazit: Weniger sei manchmal mehr.
Prof. Dr. Christian Alexander, Friedrich-Schiller-Universität Jena, trug zum Thema „Grünes UWG“ vor und betrachtete die derzeit noch unklare, aber heiß diskutierte Umsetzung der EmpCo-Richtlinie in deutsches Recht. Er stellte dabei den Entwurf der geplanten Neuerungen im UWG vor und warf noch ungeklärte Rechtsfragen auf.
Für die Wettbewerbszentrale gewährte Rechtsanwalt (Syndikusrechtsanwalt) Marvin Dinges einen spannenden Einblick in die Arbeit der Zentrale, veranschaulicht durch aktuelle Fallbeispiele aus allen Branchen von AGB-Verfahren bis Portalhaftung und Umweltwerbung.
Technologie als Jahrhundertchance
Dirk Zechiel, Quantagonia & Ligalytics, skizzierte Chancen durch KI und Quantencomputing für mathematische Optimierungsprobleme. Anhand von Spielplanerstellung im Sport und Routenplanung in der Logistik zeigte er, wie moderne Technologien denen helfen können, die sie einzusetzen wissen.
Lena Papasabbas, The Future:Project AG, blickte in die Zukunft des Marketing. Drei wesentliche Strategien seien hilfreich: So steige das Bedürfnis nach Qualität, hier könnten Marken sich zukünftig noch besser von der Konkurrenz abheben. Integrität sei für Kundschaft ebenfalls zentral – Marketing und Unternehmensstrategie müssten miteinander verschmelzen, um mit ehrlichen Erzählungen zu überzeugen. Und schließlich präsentiere Frau Papasabbas Beispiele für erfolgreichen Community-Aufbau im Kleinen wie im Großen, denn mehr denn je sehnten sich die Menschen nach Zugehörigkeit.
Die Wettbewerbszentrale bedankt sich bei allen Teilnehmenden, den Referentinnen und Referenten und allen, die an der Vorbereitung und Organisation der Jahrestagung mitgewirkt haben. Die nächste Jahrestagung findet am 06.05.2026 in Bad Homburg statt.
kok, nas, sm
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